Sprachförderkonzept

1. Schulbezogene Voraussetzungen im Schuljahr 2024/25

 

Die Liobaschule wird im Schuljahr 2024/25 von 500 Schülerinnen und Schülern besucht. Davon haben 223 Schüler/innen einen familiären Migrationshintergrund, 85 Kinder sind nicht in Deutschland geboren.

Unter den nicht in Deutschland geborenen Kindern befinden sich 21 Kinder aus der Ukraine und weitere 22 Kinder, die erst im Laufe der letzten beiden Schuljahre als Seiteneinsteiger aus unterschiedlichen Herkunftsländern zu uns gekommen sind.

 

Grundsätzliche Ziele der Förderung der Kinder im Bereich Deutsch als Zweitsprache sind der möglichst rasche Spracherwerb, die Integration in das Schulleben, die gesellschaftliche Integration und die Pflege der eigenen kulturellen und persönlichen Identität.

Die Förderung des sprachlichen Lernens ist die Aufgabe des Unterrichts in allen Fächern und die Aufgabe der Angebote des Schullebens und der OGGS.

 

In der täglichen Arbeit wird unterschieden zwischen Kindern, die schon seit längerer Zeit in Deutschland leben und sich in der deutschen Sprache verständigen können, diese aber im Bereich Syntax und Grammatik nur fehlerhaft beherrschen und Kindern, die durch Flucht oder Wegzug aus ihren Heimatländern erst seit wenigen Wochen in Deutschland sind und deshalb die Sprache nicht beherrschen.

Gerade die Integration und Förderung der Letztgenannten stellt eine große Herausforderung dar, die den Alltag maßgeblich prägen.

 

2. Übergang Kita-Grundschule

 

Zwischen der Liobaschule und den Kindertageseinrichtungen der Stadt Warstein gibt es eine Kooperationsvereinbarung, Familien mit Migrationshintergrund beim Übergang ihres Kindes von der Kita in die Grundschule zu begleiten, zu beraten und zu unterstützen.

Im Schuljahr 2015/16 durchlief diese Kooperationsvereinbarung ihre Probephase – beteiligt waren die Liobaschule und das Familienzentrum Haus für Kinder.

Die Erprobungsphase fand ihren Abschluss im Februar 2017. Beide Institutionen vereinbarten darüber hinausgehend weitere intensive Zusammenarbeit.

Ziele dieser Zusammenarbeit sind:

  • Die kontinuierliche gegenseitige Information über Bildungsinhalte, -aufträge, -methoden und –konzepte.
  • Die Sicherung der Kontinuität bei der Förderung der Entwicklung der Kinder mit Migrationshintergrund.
  • Eine intensive und persönliche Zusammenarbeit mit den Eltern.
  • (Weiter)Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte beider Institutionen im Bereiche „Teilhabe und Integration von Menschen mit Migrationshintergrund“.
  • Gestaltung einer Willkommens- und Anerkennungskultur in beiden Institutionen

Wichtiges und im Schuljahr 2015/16 erstmalig eingeführtes Element ist der besondere Übergabebogen für Kinder mit Migrationshintergrund. Dieser benennt Stammdaten des Kindes, Besonderheiten, dokumentiert die durchgeführten Testverfahren, Therapien und Förderungen und stellt die Bildungsbereiche Sprache und Emotionale Entwicklung dar.

 

Im Schuljahr 2024/25 ist der Übergabebogen immer noch wichtiger Bestandteil der Übergangsdiagnostik. Er wird allerdings zum Schuljahr 2025 evaluiert und in neuer Form erprobt.

 

3. Anmeldung

3.1. Anmeldung der Lernanfänger

 

Die Schulanmeldung der Kinder erfolgt über den gewohnten Weg: Die Familien werden von der Stadt Warstein aufgefordert, ihre Kinder an einer der Warsteiner Grundschulen anzumelden und dieses geschieht dann im Oktober des Vorjahres.

 

Im Anschluss daran besucht die sozialpädagogische Fachkraft der Liobaschule die Einrichtungen und erhält einen ersten Eindruck von allen Kindern.

 Über die Kinder mit Migrationshintergrund entsteht ein reger Austausch mit den Erzieherinnen bzgl. der Beherrschung der deutschen Sprache und erste Fördernotizen werden erstellt.

 

Etwa vier Wochen nach der Anmeldung findet an der Schule ein Schulspiel statt, das neben grob- und feinmotorischen Aufgaben, Nummerik und Zahlenverständnis auch Aufgaben im Bereich Sprache beinhaltet – Auffälligkeiten werden den ersten Fördernotizen hinzugefügt.

 

 Die schriftliche Schulaufnahmebestätigung erfolgt im April/Mai des Einschulungsjahres.

 

3.2. Anmeldung im Laufe des Schuljahres durch Zuzug oder Flucht

 

In der Regel sind die Kinder, die im Laufe des Schuljahres an der Liobaschule aufgenommen werden, Kinder, die die deutsche Sprache noch nicht beherrschen.

 Dies gilt in der in den meisten Fällen auch für deren Eltern.

 

Bei der Aufnahme dieser Kinder nimmt sich die Schulleitung viel Zeit für ein ausführliches Anamnesegespräch in Bezug auf die Sprachentwicklung der Kinder, aber auch auf die Alphabetisierung der Eltern. Bei Bedarf werden Übersetzer hinzugezogen bzw. mit der Google-Übersetzung kommuniziert.

 

Bei der Anmeldung entscheidet die Schulleitung, welcher Regelklasse das Kind zugewiesen wird.

Der Unterricht beginnt dann in der Regel am folgenden Tag.

 

3.3. Patenschaften

 

Kinder aus Flüchtlingsfamilien werden in Warstein von ehrenamtlichen Paten betreut. Diese helfen beim Zurechtfinden im ungewohnten Alltag, bei Behördengängen und auch bei der Schulanmeldung.

Aus diesem Grunde werden die Kontaktdaten der Paten mit aufgenommen.

Bei allen mit dem Schulalltag zusammenhängenden Fragen werden die Paten kontaktiert, die dann die Eltern und/oder den Dolmetscher weiter informieren.

Dies können Angaben zu Stundenplanänderungen sein, Informationen zu Brauchtumstagen und Ausflügen, aber auch Rückmeldungen zum Lern- und Sozialverhalten der Kinder.

 

3.4. Sdui

 

Die SDUI-App erleichtert die Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus und allen Eltern wird nahegelegt, diese auch zu nutzen. Die Übersetzungsfunktion dieser App ermöglicht den Eltern, alle Schulbriefe und-informationen in die eigene Muttersprache zu übersetzen.

 

4. Organisation DaZ

4.1. Lerngruppen

 

Im Rahmen der Aushilfsmittel für Integration durch Bildung hat unsere Schule zwei Stellenzuweisungen von 35 Stunden bekommen, die den Kindern im Erstspracherwerb zugute kommt.

Die Kinder werden jahrgangsbezogen in Kleingruppen von zwei Fachkräften mit muttersprachlichen Kenntnissen parallel zum laufenden Unterricht in Deutsch als Zweitsprache unterrichtet.

Hierbei stehen Sprechen und Sprachhandeln im Vordergrund, die Fachkraft hilft aber auch bei Fragen zum Schulalltag oder klärt interaktive Situationen.

 

4.2. Unterricht in den Regelklassen

Vorrangiges Ziel ist es, dass die Kinder am Unterricht in den Regelklassen teilnehmen, um schnellstmöglich Kontakt zu deutschen Klassenkameraden zu knüpfen und Teil unserer Schulgemeinschaft zu werden.

 

Aufgaben und Arbeitsmaterialien aus der DaZ-Förderstunde werden von den Regelklassenlehrkräften genutzt, wenn die Unterrichtsinhalte der anderen Fächer dem Sprachniveau der Kinder noch nicht entsprechen.

 

4.3. OGGS

 

Leider stehen im Schuljahr 2024/25 keine OGGS Plätze für zugezogene Kinder zur Verfügung. Dies hängt mit den Raum- und Personalkapazitäten der Träger zusammen und wird sicherlich eine Änderung erfahren, wenn 2026 der Anspruch auf einen OGGS Platz rechtwirksam wird.

 

4.4 Organisation der Sprachförderung

 

Die Organisation der Sprachförderung liegt in der Verantwortung der Schulleitung, der Sprachbildungsbeauftragten Frau Ochel und den Lehrerinnen für den DaZ, Frau Kreiter und Frau Shokin.

 

In monatlichen Sitzungen wird evaluiert, ob die laufende Förderung noch angemessen ist und welche Arbeitsmaterialien zur Verfügung stehen bzw. neu beschafft werden müssen.

 

Frau Rapala als Schulsozialarbeiterin steht im Hintergrund bei Kontakten zu den Elternhäusern zur Verfügung und unterstützt diese auch bei der Beantragung von Fördergeldern für Unterrichtsmaterial oder Bildungsgutscheinen.

 

4.5. Inhaltliche Gestaltung unseres Sprachförderunterrichts

 

Im Sprachförderunterricht werden sprachliche und begriffliche Voraussetzungen geschaffen, die es jedem einzelnen Kind ermöglichen, sich in seiner deutschsprachigen Lebenswelt und seinem schulischen Umfeld zu orientieren und zu verständigen.

 

Es gilt darauf zu achten, Sprache als Medium des Lernens gezielt weiter zu entwickeln.

In Absprache mit den Klassen- und Fachlehrerinnen werden zunehmend die Themen des Unterrichts angesprochen, damit die Kinder diesem inhaltlich folgen können.

Dabei werden vor allem Themen des Deutsch- und Sachunterrichts aufgegriffen, aber auch die sprachlichen und begrifflichen Voraussetzungen für den Mathematikunterricht werden berücksichtigt.

 

In unserem Sprachförderunterricht geht es vor allem um die Förderung des Hörverstehens, den Aufbau und die Erweiterung eines kindgemäßen Wortschatzes, die Erarbeitung von Satzstrukturen und die Anregung zu eigenem Sprechen und Erzählen, wobei immer auf die richtige Aussprache geachtet werden muss.

 

Im Einzelnen sind es folgende Schwerpunkte:

  • Zuhören und Nachsprechen mit dem Ziel, die Besonderheiten der deutschen Sprache kennen zu lernen und die richtige Aussprache zu erlernen.
  • Wortschatz erweitern und Begriffe bilden, mit dem Ziel, Gespräche, Erzählungen, Texte und Anweisungen verstehen zu können.
  • Selbständiges Sprachhandeln, mit dem Ziel nach Aufforderung oder aus eigenem Antrieb sprechen und erzählen zu können.
  • Strukturen der deutschen Sprache kennen lernen, mit dem Ziel, die Grammatik richtig anzuwenden
  • Lesen und Schreiben mit dem Ziel, sinnerfassend Lesen zu lernen und den schriftlichen Sprachgebrauch zu üben.

Über die oben genannte inhaltliche Absprache mit den Klassen- und Fachlehrern hinaus, arbeitet die Liobaschule im Sprachförderunterricht mit dem SPECTRA Sprachförderpaket.

Hierbei werden Bilder als Sprechanlässe in den Vordergrund gestellt. Bilder können Wissen vermitteln, Denkprozesse auslösen und die kognitiven Fähigkeiten der Kinder erweitern.

Abhängig vom Sprachstand kann das Kind auf ein Bild reagieren. Das kann von Ein-Wort-Benennungen über kurze bis ausführliche Beschreibungen bis hin zum Formulieren weiterer Vermutungen oder zur Formulierung von Fragen gehen. Ziel ist immer, dass die Kinder schließlich in vollständigen Sätzen formulieren.

 

4.6. Evaluation der Fördermaßnahmen

 

Bei allen Fördermaßnahmen ist die enge Zusammenarbeit der Förderlehrer/innen und der Klassenlehrer/innen notwendig – sowohl bei der Feststellung des Förderbedarfs als auch bei der inhaltlichen Planung des Förderunterrichts und bei der Dokumentation der Lernfortschritte.

Als Instrument der Evaluation dienen dabei die Beobachtungen im Klassenunterricht und in den Förderstunden, die Arbeitshefte der Kinder und die Ergebnisse von Lernzielkontrollen.

 

Arbeitsmaterialien:

 

Zebra A und B (DaZ), Klett Verlag

Jo-Jo Arbeitsheft (mit Silben lesen), Cornelsen

Einsterns Schwester leicht gemacht für die Jahrgänge 2 und 3

Komm zu Wort Kopiervorlagen, Finken-Verlag als Zusatz zu Zebra B

Bild-Wort-Karten, Jandorf Verlag

Sprachförderpaket Box I und II, Spectra-Verlag

 

Zusätzlich: Puzzle, Kartenspiele